Projekte 2022

Die Projekte 2022

Nachfolgend die Übersicht über die 2022 zu den Themen Musik und Erinnerung geförderten Projekte der Holger Koppe-Stiftung mit den regionalen Schwerpunkten Rhein-Main und Leipzig. 2022 war das 3. Jahr, in dem die Projekte unter Corona-Rahmenbedingungen stattfanden, aber weitgehend ohne Einschränkungen. Einzelne Projekte und Veranstaltungen mussten von 2022 auf 2023 verschoben werden.


60 Jahre Leipziger Synagogalchor am 12.11.2022


Der Leipziger Synagogalchor ist ein Unikat in der deutschen Musikgeschichte. 1962, also zu DDR-Zeiten, wurde er von dem jüdischen Kantor Werner Sander gegründet, um die nach der Shoah nur noch in wenigen Quellen überlieferte Chormusik der liberalen Synagogentradition wieder aufführen zu können. Der von Beginn an aus nicht jüdischen Sängern bestehende Laienchor entwickelte sich zu einer Institution sowohl in der Chorlandschaft der DDR wie auch nach der Wende in Deutschland. Das Konzert zum 60-jährigen Jubiläum fand am 12.11.2022 im Gewandhaus zu Leipzig statt. Mit dem Konzert fand zugleich ein Wechsel in der künstlerischen Leitung von Ludwig Böhme zu Philipp Goldmann statt. Das Konzert wurde durch die Holger Koppe-Stiftung gefördert.




Ausstellung zur Sammlung Maximilian von Goldschmidt-Rothschilds in Frankfurt am Main

Eine ursprünglich für die Zeit vom 4.11.2022 – 26.02.2023 im Museum für Angewandte Kunst geplante Ausstellung mit 60 Objekten der ehemals etwa 1.500 Objekte umfassenden Sammlung Maximilian von Goldschmidt-Rothschild mußte verschoben werden und wird nunmehr am 27.01.2023 eröffnet. Die Sammlung des jüdischen Bankiers und Mäzens – u. a. Stifter der Frankfurter Universität, die im Rothschild-Palais in der Bockenheimer Landstr. 10 untergebracht war, wurde 1938 weit unter Wert zwangsweise an die Stadt Frankfurt verkauft. 1946 wurde ein Großteil an die Erben des 1940 verstorbenen Maximilian von Goldschmidt-Rotschilds zurückgegeben. 60 Objekte verblieben im Museum und werden ausgestellt. Hinzu kommen 140 Leihgaben. Im Rahmen der Ausstellung und des Begleitprogramms wird auch das Leben des jüdischen Bankiers vermittelt. Eine Förderung des Vermittlungsprogramms zur Ausstellung erfolgt durch die Holger Koppe-Stiftung.




Weihe-Jubiläum der Ez-Chaim-Synagoge in Leipzig

Im Leipziger Kolonnadenviertel befanden sich bis zur Pogromnacht 1938 die beiden größten Synagogen Leipzigs. Die Ez-Chaim-Synagoge wurde am 10.09.1922 eingeweiht und war die größte orthodoxe Synagoge Sachsens. Nach nur 16 Jahren wurde sie zerstört und heute erinnert nichts mehr an die Synagoge. Die Leipziger Notenspur hat daher in Zusammenarbeit mit der jüdischen Gemeinde und dem Bürgerverein Kolonnadenviertel eine Festwoche zum 100. Weihe-Jubiläum der zerstörten Synagoge durchgeführt. Sie fand vom 4. bis 11.09.2022 statt und wurde durch die Holger Koppe-Stiftung gefördert.




Erstellung eines digitalen Gedenkbuchs zur Euthanasieanstalt Weilmünster

Vermutlich 3.000 Menschen wurden in der Heilanstalt Weilmünster in der Zeit von 1939-1945 durch Hungerkost, gezielte Vernachlässigung und wahrscheinlich auch durch die Zuführung von überdosierten Medikamenten getötet. Sie waren dort überwiegend wegen seelischer Erkrankungen untergebracht. Weiterhin wurden Zwangsarbeiter und Menschen jüdischer Herkunft gewaltsam zu Tode gebracht. Etwa 800 der Getöteten kamen aus dem Frankfurter Raum, wo die Frankfurter Klinik für Nerven- und Gemütskranke eine Zubringereinrichtung für die Anstalt in Weilmünster war. Der Arbeitskreis Gedenkbuch Weilmünster arbeitet die Kerndaten der Sterbeurkunden alphabetisch auf und überträgt sie in eine online Datenbank, sodass auch die Herkunft feststellbar wird. Diese Arbeit wird durch die Holger Koppe-Stiftung gefördert.




Musikstadt Leipzig im Nationalsozialismus

Das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig hat eine Ausstellung mit dem Titel „Hakenkreuz und Notenschlüssel“ zum Thema Musikstadt Leipzig im Nationalsozialismus konzipiert, die zunächst am 12.10.2022 eröffnet werden sollte. Dieser Termin musste auf den 27.01.2023 verschoben werden. In der bis zum 20.08.2023 geöffneten Ausstellung werden sowohl Institutionen wie das Gewandhaus, der Thomaner Chor und das Konservatorium untersucht und auch der Blick auf die Musikausübung an den Leipziger Synagogen oder die Leipziger Jazz- und Swingszene gerichtet. Ein zentrales Thema ist die Darstellung von 2 musikalischen Heroen und der Umgang mit ihnen: Felix Mendelssohn Bartholdy und Richard Wagner. Aber auch Einzelschicksale der Leipziger Musikszene werden vorgestellt. Die Erstellung der Begleitpublikation zu dieser Ausstellung wird von der Holger Koppe-Stiftung finanziell unterstützt.



Gedenkstehle und Informationstafel Altscherbitz/Schkeuditz

Der Verein Erich-Zeigner-Haus in Leipzig, dessen Projekte bereits in den vergangenen Jahren von der Holger Koppe-Stiftung gefördert wurden, realisiert 2022/23 ein Erinnerungsprojekt mit einer Gedenkstehle und einer Informationstafel an der ehemaligen Euthanasieanstalt Altscherbitz, einem Ortsteil von Schkeuditz. Dabei setzen sich 12 Jugendliche aus dem Maria-Merian-Gymnasium in regelmäßigen Projekttreffen mit der Geschichte ihres Ortes im Nationalsozialismus und den Schicksalen der NS-Euthanasieopfer auseinander, die in der Anstalt getötet wurden. Als Abschluss des Projekts, das auch von der Stadt Schkeuditz unterstützt wird, sollen im Frühjahr 2023 die Gedenkstehle und eine Informationstafel eingeweiht werden. Eine Förderung durch die Holger Koppe-Stiftung ist vereinbart.



Geschichte des Hauses Bockenheimer Landstr. 76 in Frankfurt am Main


Im Rahmen der Ausstellung „Frankfurt und der NS“ des Historischen Museums und der „Spurensuche im Heute 2021“ wird von Christine Hartwig-Thürmer die Geschichte des Hauses Bockenheimer Landstr. 76 dargestellt. Das heute dem Land Hessen gehörende Haus, das für das Internationale Studienzentrum der Goethe Universität genutzt wird, wurde 1896 von der jüdischen Familie Siegmund und Rosetta Una erbaut. Das Haus wurde 1926 von Rosetta Una verkauft. Im Dritten Reich wohnte sie später in einem sog. Judenhaus und starb im Mai 1942, bevor man sie deportiert hätte. Im Rahmen der Ausstellung erfolgte ein von der Holger Koppe-Stiftung geförderter Druck für Ausstellungsbesucher und Studierende. Die in der Ausstellung gezeigte Installation von Olcay Acet wurde ebenfalls von der Holger Koppe-Stiftung gefördert.


Sinti und Roma-Festival 2022 in Leipzig

Vom 18.06.-25.06.2022 fand das 2. Leipziger Kulturfestival der Sinti und Roma statt, veranstaltet von Romano Sumnai e. V. und dem Kultur- und Begegnungszentrum Ariowitsch-Haus e. V. Mit dem umfangreichen Programm wurde die Musik- und Tanz-Kunst, die Poesie ihrer Sprache und die bildende Kunst sowie die Leidensgeschichte der Sinti und Roma im Nationalsozialismus dargestellt. Neben der Eröffnungsveranstaltung am 18.06.2022 fanden ein Brasskonzert, ein Tanzworkshop, Filmvorführungen, Vorträge und Ausstellungen statt. Wie schon beim 1. Festival 2020 wurde auch das 2. Festival von der Holger Koppe-Stiftung finanziell unterstützt.




Botschaft aus der Vergangenheit mit einem Konzert in der Romanfabrik in Frankfurt a. M.

Aufbauend auf Texten der in Berlin geborenen und in Auschwitz ermordeten Jüdin Margarete Steiner hat der Komponist Gerhard Müller-Hornbach eine Komposition mit dem Titel „Nur eins sei mir gewährt“ erarbeitet, die im Rahmen eines Konzerts in der Frankfurter Romanfabrik mit dem Mutare-Ensemble zur Aufführung kam. Die gesungenen und gesprochenen Texte sind eine Kombination aus Gedichten der jungen Frau in ihrer Berliner Jugendzeit und Auszügen aus Tagebüchern aus der Emigration in Holland während der Besetzung durch die Nazis. Als „Botschaft aus der Vergangenheit“ wurde das Konzert auf Video aufgenommen und steht damit weiter als Dokument zur Verfügung. Die Video-Produktion wurde von der Holger Koppe-Stiftung finanziert.




Ausstellung der Fragmente des Thoraschreins der Synagoge am Börneplatz Frankfurt a. M.

Die Jüdische Gemeinde Frankfurt bereitet eine Ausstellung der Fragmente des Thoraschreins der von den Nazis zerstörten Synagoge am Börneplatz in der Westend-Synagoge unter dem Namen "Zeitzeugen einer Zerstörung" vor. Dazu ist ein Wettbewerb geplant. Bis Mai 2023 haben die Teilnehmer Gelegenheit, ihre Vorschläge einzureichen. Zielgruppe des Wettbewerbs sind unter anderem Studierende, der umliegenden Hochschulen (u.a. HfG, UAS, TU Darmstadt). Das Projekt wird von der Holger Koppe-Stiftung gefördert.



Aufbau einer Kompositionsklasse an der Landesmusikakademie Hessen



An insgesamt 5 Wochenenden haben 12 Jugendliche die Möglichkeit bekommen, im Rahmen eines kreativen Musikunterrichts mit Klängen und Musik zu experimentieren und grundlegende Kompositionstechniken zu erlernen. Die Teilnahme für Jugendliche zwischen 12 und 21 Jahren wurde ausgeschrieben und die Wochenenden fanden in der Landesmusikakademie in Schlitz statt. Das Projekt wurde von Prof. Gerhard Müller-Hornbach, emeritierter Professor der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, konzipiert. Prof. Müller-Hornbach ist Beiratsmitglied der Holger Koppe-Stiftung, die den Aufbau einer Kompositionsklasse finanziell unterstützt.





Dauerausstellung zum Geschichtsort Adlerwerke in Frankfurt am Main

Im letzten Kriegsjahr richteten die Nazis auf dem Fabrikgelände der Adlerwerke im Gallusviertel ein Lager für Zwangsarbeiter ein, das sog- KZ Katzbach. Es war ein Lager mit einer besonders hohen Todesrate: Von 1616 Häftlingen kamen innerhalb von 8 Monaten 692 ums Leben. Weitere starben auf Todesmärschen und in Bergen-Belsen. Jahrzehntelang war nach dem Krieg das Thema vergessen. Erst in den 90er Jahren wurde eine Gedenktafel angebracht und seit 2010 wurden das Lager und seine Existenz näher untersucht. Initiiert durch den Förderverein für die Errichtung einer Gedenk- und Bildungsstätte KZ Katzbach in den Adlerwerken und zur Zwangsarbeit in Frankfurt am Main e. V. und unterstützt von der Stadt Frankfurt wurde ein Gedenkraum mit einer Dauerausstellung eingerichtet, die am 25.03.2022 eröffnet wurde. Das Projekt wird von der Holger Koppe-Stiftung finanziell gefördert.



Zum Schicksal der jüdischen Schülerinnen an der Schillerschule in Frankfurt a. M.

Mit einem Geschichts- und Kunstprojekt der Künstlerin Leonore Poth und der Schauspielerin Liora Hilb, beide aus Frankfurt, wurde das Schicksal jüdischer Schülerinnen an der Schillerschule in Frankfurt, einem Mädchen-Gymnasium, aufgearbeitet. Zusammen mit einer 9./10. Klasse wurde recherchiert, was mit den Schülerinnen damals geschah und sowohl eine Grafic Novel wie auch eine szenische Darstellung dazu entwickelt. In die Aufarbeitung wurden auch externe Institutionen wie das Fritz Bauer Institut einbezogen. Es erfolgte eine Förderung durch die Holger Koppe-Stiftung.




Projekt Response der Hochschule für Musik in Frankfurt a. M.

Bei dem Projekt Response geht es darum, Kinder und Jugendliche aller Klassenstufen und Schulformen mit zeitgenössischer Musik zusammenzubringen und sie dazu zu veranlassen, mit eigenen Improvisationen und Kompositionen darauf zu antworten. Komponisten, Interpreten und Lehrer arbeiten dabei im Team mit einer Schulgruppe zusammen. Das Projekt wird von der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt schon länger an hessischen und thüringischen Schulen durchgeführt. Mit dem Ziel, Schulen aus dem Frankfurter Raum zu beteiligen, unterstützte die Holger Koppe-Stiftung das Projekt Response 2022.




Ausstellung „Hass vernichtet“ in Weilburg

Bei der Anfang 2022 in der Kreissparkasse in Weilburg durchgeführten Ausstellung des Vereins „Weilburg erinnert e. V.“ ging es um das Thema von Hassbotschaften im öffentlichen Raum. Sie wurde zusammen mit Irmela Mensah-Schramm konzipiert, die seit vielen Jahren Nazi-Aufkleber aus dem öffentlichen Raum entfernt, inzwischen mehr als 100.000 Stück. Bereits 1995 fand eine erste Ausstellung dazu statt, also vor über 25 Jahren. In die Ausstellungstafeln waren kurze Texte als Denkanstöße mit einbezogen. Sie soll Betroffenheit auslösen und so Anstöße zum Handeln geben. Das Motto ist: „Meinungsfreiheit hat Grenzen! Sie endet, wenn Hass und Menschenverachtung beginnt!“ Die Ausstellung wurde von der Holger Koppe-Stiftung gefördert. 


Stand: 01/2023

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